Kranich und Hölle, passt das zusammen?

Ja, wenn man knapp 400km fährt. doch der Reihe nach. Wir verlassen Kushiro. Fällt uns nicht schwer: Nebel verhängt die Bucht und versperrt den Blick aufs Meer. Es regnet dazu noch. Wir wollen aber sowieso nach Noboribetsu. Das bedeutet ca. 350km und einmal quer durch die Insel. Auf dem Weg zum Highway liegt noch das „Japan Crane Research Center“, kurz J.C.R.C. Ich kann nichts für die Abkürzung, das haben die sich selbst ausgedacht.

Tancho – Wappentier Japans

Im JCRC werden die „Red Crested Crane“ gezüchtet. Um 1900 dachte man, dass die Tiere ausgestorben seien. Um 1924 hat man dann in der Nähe von Kushiro eine Kolonie mit einem dutzend Tieren entdeckt. So um die 50 Jahre herum wurde dann eine ernsthafte Zucht begonnen, wobei hier geborene und aufgezogene Tiere mit Kranichen aus anderen Zuchtstationen oder in der Wildnis gefangenen Tieren zusammengebracht werden. Wir konnten 2 Jungtiere bestaunen, die im Mai geschlüpft sind und nun so groß wie ihre Eltern sind. Nur das Federkleid sieht noch anders aus.

So sind die Kinder. Ignorieren ihre Eltern.

340km – davon 50km Tunnel

Wie man sieht, geht es durch 2 Bergketten durch. Vor allem die rechte Seite kann man eigentlich nur al einen einzigen Tunnel bezeichnen. Das längste Tunnelteil war 4463 m, und es gab noch mehrere, die auch 4000+ m Länge hatten und nur 200m vom nächsten Tunnel getrennt waren, die dann auch nochmal 2000 bis 3000 m hatten. 

Der Highway selbst ist nur 2-spurig – insgesamt. Also keine Möglichkeit zu überholen. Trotzdem kommen wir gut voran. Als Höchstgeschwindigkeit wird 70 km/h vorgegeben. Aber alle, einschließlich der LKW, brettern mit 100 km/h über die Strasse. Manchmal auch schneller. Ist schon komisch, wenn man 105 km/h fährt, und der LKW im Rückspiegel immer größer wird.

Überholmöglichkeiten gibt es auch, meistens an einer Anschlussstelle. Aber nicht immer zwischen Kushiro und Obihiro. Hinter Obihiro wird’s besser in der Beziehung. Wir kommen auch am Flugplatz Chitose vorbei, wo mehr oder weniger das Epizentrum des letzten Erdbebens war. Vom Expressway aus sieht man nichts. Trotzdem komisches Gefühl.

Noboribetsu Jigokudani – Hölle lässt grüßen

Abfahrt vom Expressway – es begrüßt uns ein Dämon und zeigt mit seiner Keule in die Richtung in die wir fahren müssen. Wir kommen dann in Nobiribetsu Onsen an und finden einen Parkplatz. Der Wächter ist nicht da, so sparen wir ¥500 – ist schon mal ein Bier. Dann wandern wir einen sehr weiten Weg von 150m bis wir ins Höllental gucken können.

Wir machen eine kleine Wanderung entlang aller begehbaren Wege, und machen tolle Bilder von den diversen heißen Quellen. An der Farbe sieht man, dass viel Schwefel dabei ist. Leider kann man den Geruch nicht mit festhalten, aber es riecht auch wie Schwefel.

Tagesabschluss: Onsen und Rotemburo im Hotel. Wie immer 🙂


Nach dem Erdbeben Tag 4 – Akanko – Kushiro

Ja, man glaubt es nicht. Aber auch heute noch sehen wir die Nachfolgen des Erdbebens. Leere Regale in den Supermärkten. Aber davon später mehr.

Akanko

Beauty in the Rain

Heute erledigen wir noch den Rest von Akanko, bevor wir weiterfahren, Zunächst eine Rundreise mit dem Schiff um den See, inklusive Halt auf der Marimo Station, wo wir lernen, wie diese Dinger entstehen.

Danach eine kleine Wanderung. Hinter unserem Hotel gibt es einen Rundwanderweg: Bokke hiking path. Bokke sind Schlammvulkane. Da hier sowieso jeder Bach mehr als 30 Grad Wassertemperatur hat, ist es nicht verwunderlich wenn es vulkanische Aktivitäten an der Erdoberfläche gibt. Das Gebiet ist zwar nicht wirklich groß, aber die Baustämme zur Absperrung sind es umso mehr. Hinterher gibt es noch einen Spaziergang im Wald, wo wir viel über den Wald an sich lernen, und zum guten Ende auch noch einen Shinto und einen buddistischen Tempel entdecken.

Aber dann geht es nach Kushiro ans Meer. Das Navi leitet uns um jegliche Orte herum und wir fahren auf Strassen, die nur etwas breiter sind als unser Auto. So haben wir die Gelegenheit, ein Reh mit Rehkitz auf der Wiese in ca. 20m Entfernung zu beobachten. Zunächst lassen sich die beiden von uns nicht stören, aber dann wird es dem Kitz doch zu grauslig, und beginnt zu flüchten. So fahren auch wir weiter, damit die beiden in Ruhe weiter machen können.

Zwischenstopp ist das Kushiro Marsh Observatory. Das gesamte Delta des Kushiro-gawa steht als Feuchtgebiet unter Schutz. Ursprung des ganzen ist das Brutgebiet des „Redneck Crane“, also dem Vogel, der als National-Symbol bekannt ist. Ende des 19 Jh. dachte man, dass dieser Kranich ausgerottet ist, hat dann aber in Kushiro noch ein Dutzend Paare gefunden. Seitdem wurde das Landschafts-Schutzgebiet immer mal wieder vergrößert. Man darin wandern gehen auf einem alten Bahndamm. Abweichen ist wohl nicht so gut, es ist halt ein Sumpfgebiet.

Abends nach dem einchecken im Hotel suche wir etwas zu essen. Neben dem MOO Gebäude an der Kaimauer fällt uns ein Zelt auf. Wir gehen hinein: Alles voll mit Grillstellen, auf denen die Holzkohle glüht. Rechts davon jede Menge Stände, auf denen es Grillzeuch gibt. Fleischspieße, Steaks, Hokke, Hotatte, Ikka, Gemüse – alles was das Grillerherz begehrt. Man muss sich am Zeltende Tickets kaufen, und mit denen kann man sich dann das Grillgut aussuchen. Wenn man nicht weiss wies geht – kein Problem, es laufen jede Menge junge Männer durch und machen alles, was notwendig ist. Wir haben einen schönen Abend.

Zum Abschluß Geldsuche, da das Grillfest doch die letzten Barreserven aufgebraucht hat. Im 7 Eleven steht ein Bankomat, der was für mich hat. Beim herausgehen fällt mir auf, dass die Regale alle leer sind. Ich unterhalte mich mit den Angestellten, und die erklären mir, dass im Moment einfach kein Nachschub kommt.

Abschluss: Rotemburo auf dem Hoteldach. Highlite: Riesenfernseher mit der aktuellen Schnulze.